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Shownotes

Ich spreche mit Neşe Oktay-Gür über das große Thema Work-Life-Balance und was das für sie bedeutet, über gesunde Führung und wie wichtig Führungskompetenz ist, über Prävention von Burnout, technologische Hilfsmittel zur Grenzsetzung und Vermeidung von Überlastung und natürlich über ihre drei Weisheiten.

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Die letzten 10 Folgen:

– Folge 67 – Stefan Hannen – Leiter des Arbeitskreis Leben Freiburg e.V.
– Folge 66 – Charme Rykower – Deputy Managing Director – AHK Israel
– Folge 65 – Florian D. Weber – Moderator
– Folge 64 – Christina Obergföll – Gesundheitsbotschafterin der BARMER, Speakerin & Weltmeisterin im Speerwurf
– Folge 63 – Henrik Lehnhardt – HR Direktor, Coach, Mediator und Speaker
– Folge 62 – Larissa Gräff – Vertriebs- und Emotionsexpertin, Geschäftsführerin & Mutter
– Folge 61 – Patrick Heller – Ingenieur für Brandschutz
– Folge 60 – Bahar Kizil – Sängerin, Künstlerin
– Folge 59 – Steffen Disch – Gastgeber & Sternekoch
– Folge 58 – Chantal Kopf – Bundestagsabgeordnete Bündnis 90/Die Grünen

Transkription – Vorstellung:
(mittels KI leserlich formuliert)

Hallo Neşe, schön, dass du in meinem Podcast dabei bist.

Hallo Stefan, vielen Dank für die Einladung.

Stell dich doch einfach mal vor. Wer bist du und was machst du?

Ich bin Neşe, Psychologin, und mein Weg hierher war ziemlich lang und abwechslungsreich. Mittlerweile arbeite ich gemeinsam mit meiner Kollegin in der Unternehmensberatung, wobei wir uns auf das Thema gesunde Arbeitskultur spezialisiert haben. In diesem Rahmen bieten wir Schulungen, Coachings, Weiterbildungen, Trainings und vieles mehr an.

In deinem LinkedIn-Profil steht, dass du als Top Voice auf LinkedIn ausgezeichnet wurdest und Kolumnistin bist. Magst du mal erzählen, was du sonst noch alles machst?

Ja, im Rahmen meiner Mission, die Arbeitswelt gesünder zu gestalten, nutze ich auch LinkedIn als Plattform. Es scheint gut anzukommen, denn letztes Jahr wurde ich als eine der fünf Top Voices zum Thema Work-Life-Balance ausgezeichnet. Seit Juni habe ich außerdem eine eigene Kolumne im Handelsblatt, in der ich vor allem über das Thema gesunde Führung schreibe – sowohl für Führungspersonen selbst als auch für die Organisation und die Mitarbeitenden. Das bedeutet, dass ich einerseits direkt in Unternehmen arbeite und ihnen dabei helfe, eine gesündere Unternehmenskultur aufzubauen, und andererseits hoffentlich auch zu einem gesellschaftlichen Wandel beitrage. Ziel ist es, Aufklärungsarbeit zu leisten und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Arbeit nicht krank machen darf. Im besten Fall kann sie sogar zu einem gesunden und erfüllten Leben beitragen.

Das heißt, du hast Psychologie studiert?

Genau, ich habe Psychologie sowohl im Bachelor als auch im Master studiert und anschließend auch promoviert – alles an der Universität Göttingen. Danach habe ich eine Zeit lang klinisch gearbeitet, was bei Psycholog:innen oft der typische Werdegang ist. Es war also naheliegend, dass ich zunächst in diesem Bereich tätig war. Währenddessen habe ich jedoch erkannt, dass der viel größere Hebel in der Präventionsarbeit liegt. Wenn wir es schaffen, unser Leben, unsere Arbeit und alle anderen Lebensbereiche so zu gestalten, dass sie uns unterstützen und nicht krank machen, können wir viele Probleme vermeiden, die später schwer wieder gutzumachen oder zu ändern sind. So bin ich schließlich in die Präventionsarbeit gewechselt.

Und wie kam es dazu, dass du dich für ein Psychologiestudium entschieden hast?

Das habe ich tatsächlich schon sehr früh beschlossen. Ich war von Anfang an fasziniert davon, wie unser Denken funktioniert. Es war unglaublich spannend für mich, zu verstehen, wie diese „Maschine“ in unserem Kopf arbeitet. Besonders haben mich dabei die Kognitionswissenschaften und die kognitive Psychologie begeistert. Damals war Psychologie das einzige Studienfach, das es mir ermöglichte, mich intensiver mit diesen Themen auseinanderzusetzen – also habe ich mich dafür entschieden und es dann auch durchgezogen.

Du hast vorhin das Buzzword „Work-Life-Balance“ erwähnt. Kannst du beschreiben, was das für dich bedeutet?

Für mich bedeutet Work-Life-Balance in erster Linie, dass Arbeit nicht alles ist. Oft wird an dem Begriff kritisiert, dass er suggeriert, Arbeit und Leben seien zwei komplett getrennte Dinge. Gleichzeitig spiegelt er aber auch die Realität vieler Menschen wider. Für viele von uns nimmt die Arbeit den größten Teil unserer Zeit ein und wir müssen dann sehen, wie wir unser restliches Leben in die verbleibende Zeit einpassen. Das ist ein Missstand, den ich auch so sehe – es sollte anders sein. Allerdings hilft es nicht, nur den Begriff zu diskutieren. Vielmehr müssen wir uns fragen, welche anderen Lebensbereiche es neben der Arbeit noch gibt und welchen Stellenwert diese für uns haben. Es geht darum, wie wir Arbeit in unser Leben integrieren, anstatt dass sich unser gesamtes Leben der Arbeit unterordnet. So verstehe ich den Begriff Work-Life-Balance.

Und zu diesem Thema berätst du dann auch Unternehmen?

Das Thema Work-Life-Balance ist eher ein Aspekt, den ich im Coaching mit Einzelpersonen behandle. Wenn ich mit Menschen arbeite, die merken, dass die Arbeit zu viel Raum in ihrem Leben einnimmt – sowohl gedanklich als auch zeitlich – geht es darum, eine gesunde Balance zu finden, um die mentale Gesundheit zu schützen und einem möglichen Burnout vorzubeugen. Auf der Unternehmensseite geht es mehr darum, die Arbeit so zu gestalten, dass die Mitarbeitenden genügend Raum für andere Lebensbereiche haben. Das Ziel ist, dass sie nicht 24 Stunden am Tag an die Arbeit denken müssen, sondern Abstand gewinnen können und langfristig gesund und arbeitsfähig bleiben.

Hast du einen allgemeinen Tipp, wie man seine eigene Work-Life-Balance verbessern kann?

Ich glaube, das Wichtigste – und leider auch das, was in vielen Branchen verloren gegangen ist – ist die Tatsache, dass wir heutzutage oft eine „always on“-Mentalität haben. Die Leute sind ständig erreichbar, reagieren immer und überall. Wir sind über so viele verschiedene Kanäle erreichbar: per E-Mail, über Teams, LinkedIn, Instagram und so weiter. Das macht es unglaublich schwer, eine wirkliche Distanz zur Arbeit zu schaffen. Gleichzeitig geht der Trend in Richtung „Work-Life-Blending“, wo Arbeit und Privatleben zunehmend vermischt werden und flexiblere Arbeitsmodelle etabliert werden. Mein Ansatz ist jedoch, dass klare Grenzen Gold wert sind. Arbeit muss Grenzen haben und diese Grenzen sollten nicht nur bedeuten, dass man physisch nicht mehr am Arbeitsplatz sitzt, aber trotzdem ständig aufs Handy schaut, ob eine neue E-Mail reingekommen ist. Es braucht wirklich feste, klare Zeiten, in denen man aktiv nicht arbeitet. Und das sollten nicht nur die Schlafenszeiten sein, sondern bewusst wache Momente, in denen wir uns nicht mit Arbeit beschäftigen. Diese Grenzen müssen deutlich gezogen und verteidigt werden. Das ist, glaube ich, ein Grundsatz, der oft verloren geht, aber entscheidend ist.

Könnte es helfen, ein separates Telefon nur für die Arbeit zu haben? Das klingt vielleicht ein bisschen altmodisch, da heutzutage jeder sein Smartphone nutzt und wie du gesagt hast, auf allen Kanälen erreichbar ist. Früher war das vielleicht üblicher, aber könnte so ein Schritt zurück helfen, wieder mehr Balance ins Leben zu bringen?

Ja, das ist tatsächlich eine Maßnahme, die ich oft vorschlage und die ähnliche Reaktionen hervorruft wie deine. Viele empfinden es als umständlich und altmodisch, zwei Telefone zu nutzen – eines für die Arbeit und eines privat. Es ist natürlich lästig, beide Geräte überall hin mitzunehmen. Trotzdem kann eine klare Trennung, also eine physische Grenze zwischen Arbeit und Privatleben, sehr hilfreich und orientierend sein. Auf dem einen Telefon sind die beruflichen Dinge, auf dem anderen die privaten – das schafft Klarheit. Aber wer das zu umständlich findet, kann auch moderne Technologien nutzen. Die meisten Smartphones bieten die Möglichkeit, Benachrichtigungen zu bestimmten Uhrzeiten zu deaktivieren oder die Nutzungsdauer bestimmter Apps zu begrenzen. Man kann es sich sogar so einrichten, dass man kleine Hürden überwinden muss, wie etwa Rätsel lösen, um wieder auf bestimmte Apps zuzugreifen. Solche Maßnahmen erhöhen die Schwelle und helfen dabei, unbewusste Automatismen zu durchbrechen, wie das reflexartige Öffnen von arbeitsbezogenen Apps, sobald man das Handy in die Hand nimmt. Diese einfachen Schritte können ebenfalls sehr effektiv sein, um mehr Balance zu schaffen.

Wenn Du mehr über Neşe Oktay-Gür und ihre drei Weisheiten wissen möchtest, dann höre jetzt den Podcast.