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Shownotes

Ich spreche mit Charme Rykower über den Vergleich der Innovationskultur zwischen Deutschland und Israel, die Unterschiede in Risikobereitschaft und Geschwindigkeit, wie wichtig direkte Kommunikation ist, wie flache Hierarchien Innovation fördern können, die Bedeutung von Resilienz und Anpassungsfähigkeit und natürlich über ihre drei Weisheiten.

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Die letzten 10 Folgen:

– Folge 65 – Florian D. Weber – Moderator
– Folge 64 – Christina Obergföll – Gesundheitsbotschafterin der BARMER, Speakerin & Weltmeisterin im Speerwurf
– Folge 63 – Henrik Lehnhardt – HR Direktor, Coach, Mediator und Speaker
– Folge 62 – Larissa Gräff – Vertriebs- und Emotionsexpertin, Geschäftsführerin & Mutter
– Folge 61 – Patrick Heller – Ingenieur für Brandschutz
– Folge 60 – Bahar Kizil – Sängerin, Künstlerin
– Folge 59 – Steffen Disch – Gastgeber & Sternekoch
– Folge 58 – Chantal Kopf – Bundestagsabgeordnete Bündnis 90/Die Grünen
– Folge 57 – Carsten Witte – Psychoonkologe (DKG) und Vorstand Jung und Krebs e.V.
– Folge 56 – Theresa & Ferdinand Schulz – Gründerin & Gründer von nordesign

Transkription – Vorstellung:
(mittels KI leserlich formuliert)

Hallo Charme, schön, dass du in meinem Podcast dabei bist.

Hallo, vielen Dank, ich freue mich auch dabei zu sein.

Du hast in deinem Profil angegeben, dass du dich mit kulturellem Coaching, Kommunikation und Kreativität beschäftigst, sowie mit dem Austausch zwischen Deutschland und Israel. Erzähl doch mal in deinen eigenen Worten: Wer bist du und was machst du?

Also, wer bin ich und was mache ich? Zuerst einmal vielen Dank, Stefan, dass du mich eingeladen hast und mir die Möglichkeit gibst, mich zu äußern. Das freut mich besonders in diesen turbulenten Zeiten, in denen es in Israel etwas unruhiger zugeht und das Interesse an Israel vielleicht nicht ganz so hoch ist. Ich bin die stellvertretende Geschäftsführerin der Außenhandelskammer in Tel Aviv. Wir sind Teil des Netzwerks der IHK, das ist also mein beruflicher Hintergrund. Darüber hinaus bin ich Mutter von zwei Kindern und habe drei Stiefsöhne, also insgesamt fünf Kinder. Ursprünglich komme ich aus München, aber ich bin vor etwa 19 Jahren nach Tel Aviv ausgewandert, mit einem Zwischenstopp in Berlin und einem kurzen Aufenthalt in London. Was mein LinkedIn-Profil betrifft, muss ich zugeben, dass es wahrscheinlich ein wenig aufpoliert werden könnte – danke für den Hinweis, den nehme ich mir zu Herzen. Zum kulturellen Coaching im Kontext unserer Arbeit hier in der Außenhandelskammer: Israel ist bekanntlich eine Hightech-Nation, die sogenannte Startup-Nation. Aber wir glauben, dass es neben den Startups und der Technologie noch etwas anderes gibt, das man exportieren kann – nämlich das Mindset, das hinter diesem Erfolg steht. Das ist es, was wir versuchen, deutschen Unternehmen zu vermitteln: Wie man sich kulturübergreifend, im Sinne von Innovationskultur, aufstellt. Es geht dabei weniger um die israelische Kultur an sich, sondern darum, wie man sich psychologisch und organisatorisch für Innovationen öffnen und diese erfolgreich integrieren kann, um sich im nächsten Schritt auch digital und technologisch zu rüsten.

Kannst du ein Beispiel dafür geben, wie sich diese Art von Innovationskultur von der in Deutschland unterscheidet?

Ja, das kann ich gerne tun. Zunächst möchte ich, wenn es dir recht ist, mit den Gemeinsamkeiten beginnen. In beiden Ländern, sowohl in Israel als auch in Deutschland, ist die Businesskultur sehr direkt. Man kommt schnell zum Punkt, und der Business Case steht im Vordergrund. Das unterscheidet sich beispielsweise von asiatischen Kulturen, wo Smalltalk eine größere Rolle spielt. Wo sich die Kulturen allerdings stark unterscheiden, ist in der Schnelligkeit und Agilität. Israelis sind oft sehr schnell und umtriebig, was auch auf den Unterschied zwischen großen Konzernen und Start-ups zurückzuführen ist. Start-ups sind auf schnelle Entscheidungen und Handlungen angewiesen, da sie sonst nicht überleben könnten. Im Vergleich dazu agieren deutsche Konzerne oft in einem anderen, langsameren Tempo. Ein weiterer Unterschied ist die Risikobereitschaft. Israelis sind aufgrund ihres Alltags und der politischen Situation extrem risikofreudig. Dieses Risiko wird auch ins Berufliche übertragen, wo man Risiken eher in Kauf nimmt, anstatt sie zu vermeiden. In der deutschen Geschäftskultur ist dies noch nicht so ausgeprägt; hier versucht man, riskante Entscheidungen eher zu umgehen. Schon der Begriff „Risikokapital“ zeigt einen semantischen Unterschied: Weder „Risiko“ noch „Kapital“ sind in Deutschland besonders beliebt, während in Israel – ähnlich wie in den USA – Risiko oft als Chance betrachtet wird. Ein dritter Unterschied betrifft die Hierarchie. In deutschen Unternehmen gibt es eine eher straffe Hierarchie, während in Israel die Strukturen sehr flach sind. Das gilt nicht nur für Unternehmen, sondern für die gesamte Gesellschaft. Es gibt beispielsweise kaum Vorzimmerdamen, und die Ansprache erfolgt meist per Vornamen. Eine Position definiert hier keine hierarchische Überlegenheit. Stattdessen ist es sehr demokratisch: Jeder soll seine Meinung äußern. Für Geschäftsführer kann das manchmal anstrengend sein, da sie nicht allein aufgrund ihrer Position das letzte Wort haben. Aber es fördert die Innovation, weil viele neue Ideen entstehen. Das ist ein wesentlicher Unterschied, der mir besonders auffällt.

Und besteht deine Aufgabe darin, diese Innovationskultur nach Deutschland zu bringen, oder geht es mehr darum, deutsche Unternehmen mit israelischen Unternehmen zu verknüpfen, um einen Innovationsaustausch zu fördern?

Unser Mandat ist eigentlich relativ offen. Unsere Vision ist es, den bilateralen Handel zu stärken und auszubauen, wobei wir insbesondere deutschen Unternehmen helfen möchten, aber nicht ausschließlich. Wie wir das umsetzen, liegt weitgehend in unserer Hand. So interpretiere ich das zumindest. Ursprünglich haben wir versucht, durch Technologie-Scouting und die Suche nach passenden Technologien Unterstützung zu bieten. Dabei stellten wir jedoch fest, dass es trotz vieler erfolgreicher Geschäftsreisen und toller Matches, bei denen wir beispielsweise mittelständische Unternehmen mit geeigneten Technologiepartnern zusammengebracht haben, oft zu Herausforderungen kommt. Diese Herausforderungen entstehen oft durch die Unterschiede, die ich bereits erwähnt habe: unterschiedliche Erwartungshaltungen, verschiedene Vorstellungen von Geschwindigkeit, und unterschiedliche Herangehensweisen in Bezug auf das Risiko, das ein Unternehmen oder ein gemeinsames Joint Venture eingehen darf. Diese Faktoren haben oft dazu geführt, dass vielversprechende Projekte ins Stocken geraten oder sogar abgebrochen wurden. Deshalb bemühen wir uns nun, eine Art Vorstufe anzubieten. Es ist kein Muss, und natürlich sind nicht alle deutschen Unternehmen langsam oder risikoscheu – um Gottes Willen! Aber für diejenigen, die möchten, bieten wir ein Trainings- oder Workshop-Format an, das auch hybrid sein kann. In diesem Format geben wir praktische Hinweise und bereiten die Teilnehmer auf die Zusammenarbeit vor. Ob sie dann tatsächlich mit israelischen Technologien arbeiten oder nicht, bleibt ihnen überlassen. Es geht in erster Linie darum, eine Innovationsgrundlage zu schaffen.

Das wäre jetzt meine Frage gewesen: Sind diese Kurse oder Workshops, die ihr anbietet, nur für Unternehmen, die mit Israel zusammenarbeiten wollen, oder macht ihr das unabhängig davon? Es geht ja schließlich um Innovationskultur. Wahrscheinlich könnten viele deutsche Unternehmen davon profitieren, eine solche Kultur zu entwickeln, selbst wenn sie gar nicht mit Israel zusammenarbeiten.

Genau, du hast das richtig erfasst. Es geht nicht darum, dass man zwangsläufig mit Israelis arbeiten muss. Diese Workshops und Kurse sind für jedes Unternehmen geeignet, auch für solche, die rein inländisch in Deutschland tätig sind. Es geht darum, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die Innovationen ermöglicht. Was ist Innovation? Das kann alles sein – ob du nun die Kaffeemaschine anders positionierst, um mehr Kommunikation im Unternehmen zu fördern und den Austausch zwischen Abteilungen zu verbessern, oder ob du ein neues System einführst. Besonders relevant wird das für mittelständische Unternehmen, die vor der großen Herausforderung der Nachfolge stehen. Es gibt eine neue Generation, die integriert werden muss. Themen wie hybrides Arbeiten und Homeoffice beschäftigen viele Unternehmen. Aber auch, wenn du global tätig bist und Angestellte in der ganzen Welt hast, stellt sich die Frage, wie du interkulturell und remote mit deinen Mitarbeitern umgehst, wie du neue Ideen integrierst und vor allem, wie du dein Geschäftsmodell flexibel und auf dem richtigen Kurs hältst, ohne starr zu werden und den Anschluss zu verpassen. Es wird der deutschen Wirtschaft oft nachgesagt, dass wir bei wichtigen Themen und Trends, wie Industrie 4.0 und Lieferketten, den Anschluss verpasst haben. Deshalb geht es darum, sich wieder zu öffnen und bereit für Innovationen zu sein.

Wenn Du mehr über Charme Rykower und ihre drei Weisheiten wissen möchtest, dann höre jetzt den Podcast.