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Shownotes

Ich spreche mit Carsten Witte über seinen Weg zur psychoonkoligschen Beratung und Betreuung von Krebspatienten, wie seine eigene Erkrankung dazu führte, dass er den Verein Jung und Krebs gegründet hat und wie der Verein Betroffenen hilft, welche Momente ihm immer wieder Kraft geben, wie wichtig es ist, offen über die Erkrankung zu sprechen, über seinen TED Talk „Cancer: Behind the Mask“ und natürlich über seine drei Weisheiten.

LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/carsten-witte-133784178/
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TED Talk: https://www.youtube.com/watch?v=FEXuPp2qJsI
Verein: https://jung-und-krebs.de/

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Transkription – Vorstellung:
(mittels KI erzeugt und leserlich formuliert)

Hallo Carsten, schön, dass du in meinen Podcast dabei bist.

Hallo Stefan, endlich haben wir’s geschafft.

Genau, endlich haben wir es geschafft. Jetzt sitzen wir hier im Zentrum für Strahlentherapie in Freiburg. Aber was genau machst du hier?

Unser Hauptgeschäft ist natürlich die Strahlentherapie, vor allem für Krebspatienten und deren Tumore. Wir behandeln auch Arthrose und ähnliche Beschwerden. Meine Aufgabe ist es hauptsächlich, die Krebspatienten in psychosozialen Belangen zu begleiten. Ich biete sozialrechtliche Beratung an, helfe bei Reha-Anträgen, mit der Krankenkasse und all diesen sozialrechtlichen Themen. Außerdem unterstütze ich die Patienten bei der Bewältigung der psychischen Belastungen, die eine Krebserkrankung mit sich bringt.

Und wie kamst du zu dem Job, den du jetzt hier hast?

Das ist eine schöne Geschichte. Vor zehn Jahren haben Freunde und ich den Verein „Jung und Krebs“ gegründet, nachdem ich selbst eine Tumorerkrankung hatte. Drei Jahre nach meiner Primärdiagnose haben wir eine Gründungsfeier in Denzlingen im Delcanto veranstaltet, mit einem Varieté-Abend und rund 200 Gästen. Ich hatte einige Mediziner aus Freiburg eingeladen und er war auch dabei. Damals war ich gerade dabei, mein Abitur nachzuholen, nach acht Jahren bei der Bundeswehr. Während der Feier sagte ich zu ihm: „Deine Praxis klingt total spannend, da möchte ich mal arbeiten.“

Also mit er meinst du den Praxischef?

Genau, den Christian Weißenberger, der Praxischef. Und obwohl ich noch nicht mal Gesundheitspädagogik oder Psychoonkologie studiert hatte, bin ich sechs, sieben Jahre später hier und leite die psychosoziale Begleitung der Patienten.

Das heißt, du bist über deine eigene Erkrankung dazugekommen?

Genau, ich habe meinen Beruf durch meine eigene Erkrankung gefunden und auch diese Anstellung hier.

Was sind für dich die Momente, die dir in diesem Beruf Kraft geben oder dir zeigen, warum du das machst?

Es ist nicht einfach, langfristige Erfolge bei den Beratungen zu sehen, weil die Patienten nach der Behandlung in die Reha gehen und ich sie oft nicht mehr sehe. Aber es ist immer wieder schön, wenn sich Patienten bei Nachuntersuchungen bei mir melden und sagen, dass ein Gespräch mit mir ihnen sehr geholfen hat. Diese Momente zeigen mir, dass meine Arbeit einen Unterschied macht und das motiviert mich.

Gibt es auch Momente, in denen du daran gedacht hast, aufzuhören, weil es zu belastend war?

Nein, ganz klar. Ich arbeite in diesem Bereich und weiß, dass Krebs und die Vereinsarbeit mit jungen Erwachsenen, die an Krebs erkrankt sind, sowie die Behandlung hier keine leichten Themen sind. Das ist kein Schachklub oder Fußballverein, wo es einfach weitergeht, egal was passiert. Hier versterben Menschen, die wir betreut und begleitet haben, manchmal sogar so, dass sie noch ein würdevolles, schmerzfreies Sterben hatten. Besonders bei jungen Krebspatienten ist es nicht wie bei einem Fußballclub, wo man sich nach dem Spiel auf ein Bier trifft. Die Menschen hier liegen mir sehr am Herzen, manche würde ich sogar als sehr enge Freunde bezeichnen, die nun nicht mehr leben. Diese Erfahrungen machen mein Leben aber auch wertvoll und zeigen mir, dass unsere Arbeit im Ehrenamt und hier in der Praxis sehr sinnvoll ist. Das Leben beinhaltet nun mal Tod und Leid. Gleichzeitig wissen wir aber auch, weil wir hinter die Masken schauen, dass es viel Kraft, Freude und Lebensfreude gibt, und eine Zugehörigkeit, nach der wir uns alle sehnen – irgendwo dazugehören zu dürfen.

Kannst du ein bisschen beschreiben, wie dein Arbeitsalltag aussieht?

Neben einigen administrativen Aufgaben, die manchmal langweilig sein können, rufe ich fast jeden neuen Patienten an, der zur ersten Bestrahlung kommt, und stelle mich vor. Ich erkläre, dass ich für alle Themen von sozialrechtlichen Angelegenheiten bis hin zu psychischen Belastungen zuständig bin und dass sie sich jederzeit an mich wenden können, auch nach der Strahlentherapie. Es beruhigt die Patienten oft schon, zu wissen, dass jemand da ist, wenn sie etwas brauchen. In größeren Kliniken ist es nicht selbstverständlich, dass jemand proaktiv auf die Patienten zukommt. Das habe ich selbst erfahren, als ich letztes Jahr wegen einer Lungenmetastase eine Woche in der Klinik war. In dieser Woche kam kein Sozialarbeiter oder Psychoonkologe vorbei, um zu fragen, ob ich etwas brauche. Das fand ich traurig, weil Kliniken sich oft rühmen, umfassend zu betreuen, aber in Wirklichkeit nicht proaktiv sind. Hier hingegen zeichnen wir uns durch diese Proaktivität aus, und die Rückmeldungen der Patienten sind sehr positiv. Sie fühlen sich als Mensch wahrgenommen, nicht nur als Tumorpatient. Ein großartiger Arzt sagte einmal, dass Mediziner viel über die Krankheit im Menschen wissen, aber wenig über den Menschen in der Krankheit. Genau das versuchen wir hier zu leben. Und dann habe ich auch aus Gesprächen, bei denen ich Schwerbehindertenanträge ausfülle, aber auch aus der monatelangen Begleitung von Patienten, die mit den Langzeitbelastungen der Krebserkrankung zu kämpfen haben. Es ist ein psychisch sehr fordernder Job, bei dem ich präsent sein muss. Ich glaube, dass Multitasking von gestern, ist das „One Task“ von heute. Wenn eine Person meine Aufmerksamkeit braucht, dann ganz und gar – keine Ablenkung durch PC oder Telefon. Es ist anstrengend, jemandem eine Stunde lang volle Aufmerksamkeit und Anerkennung zu schenken, aber genau darauf kommt es an und nicht darauf, zehn Dinge gleichzeitig zu machen.

Wenn Du mehr über Carsten Witte und seine drei Weisheiten wissen möchtest, dann höre jetzt den Podcast.